Heslo Napajedla v Topografii Markrabství moravského F. J. Schwoye z r. 1794

24.10.2013 12:30

Napagedl, ein Markt mit einer im J. 1789 zur Landdechandey erhobenen Pfarr, einer Salz-Niederlage, und einem im J. 1764 auf einer felsichten Anhöhe von Grund neu angelegten , nach mehreren Jahren vollendeten schonen Schlosse und Garten. Nach Herstellung des itzigen Schlosses, wurde das vorige, mitten im Markte gelegene, von den Grafen von Rottal erbaute Schloss zu Wohnungen für Beamten bestimmt. Der Ort liegt eine starke Meile von Hradisch gegen Norden am linken Ufer der March in einem Thale , das sich gegen Norden und Süden in schone Flachen erweitert. Er enthielt im J. 1777, 378 Hauser , 442 Familien , 2255 Seelen; im J. 1787 392 Hauser, 488 Familien, 2305 Seelen; im Jahr 1791 aber 394 Hauser, 2293 Seelen; besitze bey 2200 Joche gutes Ackerland, bey 400 Joche Wiesen, viele Hut- weiden, auch bey 25 Joche Weinberge; und giebe einer schonen Herrschaft den Namen, zu der nebst Napagedl, der Markt Tlumatschau, die Katastral Dörfer : Kwitkokowitz, Ottrokowitz, Sazowitz, Zahlinitz, Topolna, Spitinau, Halenkowitz, Eleonorowitz, Zuttaw, Kudlowitz, Suschitz, Koschik und Jankowitz, dann die zwey Dominikal - Dörfer Katerzinitz, und Scharow gehören ; die in allem 103 46/64 Lahnen, 13553 fl. 483/4 kr. obrigkeitlicher Schätzung beträgt; im Jahre 1777 1677 Häuser, 1856 Familien, und 9341 Seelen, im J. 1787 aber 1746 Hauser, 2093 Familien, Seelen zählte; und eine große Strecke fruchtbaren Getreid Bodens an den Ufern der March, etwas Weinbau, zugleich aber auch gegen Westen ein großes, bis an die Grenzen der buchlauer und zdauneker Waldungen reichendes Gebirg in sich begreift. Napagedl liegt an der Hauptstraße, die aus Hungarn über Hungarischbrod, und aus Oesterreich über Bisenz gegen Olmütz führt, und hat eine große Brücke über die March, wegen welcher das Dominium hier im Besitz einer Mauth ist. Die schöne Pfarrkirche ist zu Anfang dieses Jahrhunderts gebauet worden. Napagedl heißt in der mährischen Sprache eine Tränke; und, einer Überlieferung nach, soll dieser Markt von den Malenowitzern angelegt worden seyn, die ihr Vieh in diese Gegend auf die Weide trieben, und in der March tränkten. Etwann 300 Schritte jenseits der March quillt ein mineralischer Brunnen, von dessen Bestandteilen Hr. von Kranz schrieb, dass sie aus viel elastischen Sauerbrungeist, einer großen Menge aufgelösten Eisen, und Kalkerde bestehen; und er befand ihn für geschwächte Mä- gen, und Gedärme, bey Verschleimung der Lunge, der Nieren, und Eingeweide sehr bewährt. Als Heilmittel wird dieser Brunnen dermal aber nicht gebraucht, weil er des vielen rostigen Eisens wegen zu angreifend seyn soll ; das arme Landvolk bedient sich aber des Wassers zu Abkochung des Gemüses, um das Salz zu ersparren, dessen der Brunn viel hat; und sonst wird vieles Vieh zur Tränke hingetrieben. Im J. 1386 verliehe Markgraf Jodoch das Schloss und Städtchen Napagedl mit seinen Zugehörungen dem Erhard von Kunstadt, und noch dasselbe Jahr gab er ihme auch die Macht es zu verkaufen, oder zu vertauschen Im J. 1427 gerieth Napagedl mit mehr andern umliegenden Ortschaften in die Gewalt der böhmischen Taboriten, und erfuhr ihre Grausamkeit. Im J. 1469 bemächtigt sich König Mathias aus Hungarn des hiesigen Schlosses, das sich nicht ergeben wollte, mit Gewalt. Um diese Zeit, und bis gegen Ende des 15ten Jahrhunderts gehörte Napagedl den Herren Krawarz Tworkow; nach diesen besaßen es die Herren Zahradecky von Zahradek. Namentlich gehörte es im J. 1505 den Brüdern Peter Pržibik, und Wenzel Sturm v. Zahradka, und ersterer kaufte im J. 1507 vom Hinek von Zakržan auf Tucžap, einen Antheil des nun ganz zu Buchlau gehörigen Dorf Stržibernitz zu Napagedl an. Nach ihm besaß es im J. 1516 der Diwiss von Zahradka, noch vor dem J. 1520 kam es aber durch Anna, die Tochter des letzten Besitzers dieses Geschlechts samt Buchlau, an Herrn Wenzel von Zierotin.

Nach dessen Tod übernahm es sein Sohn Paul, und nach ihm hatten es seine Söhne Friedrich , Bartholomäus, Johann Getržich, und Bedržich im Jahr 1560 im Besitz. Von diesem Geschlecht kam Napagedl noch im 16ten Jahrhundert an einen Herrn v Wartenberg. Ungefähr ums J. 1626 brachte es Johann Freyherr v. Rottal an sich, welcher im J. 1641 in den Grafenstand erhoben wurde, und nebst vielen anderen Gütern auch Ottrokowitz, und Tlumatschau zur Herrschaft Napagedl ankaufte. Seine Verwandten besaßen selbe ununterbrochen bis zum J. 1762, welchen der letzte Graf von Rottal, Franz Anton Herr auf Holleschau, Napagedl, und Bistržitz starb, der diese seine Besitzungen, als er keinen männlichen Erben mehr zu erwarten hatte, allodialisiren ließ, und seinen drey Töchtern verschaffte. Napagedl fiel der an den Grafen Guido v. Dietrichsein vermählten Maria Anna in der Schätzung pr. 400000 fl. zu. Diese starb im Jahr 1767, und überließ bey ihrem Tode die Herrschaft durch Testament ihrem im J. 1772 verstorbenen Gemahl zum lebenslänglichen Genuss, nach seinen Ableben aber ihrer Schwestertochter Theresia Gräfin v. Montelabate. Diese vermählte sich im J. 1774 an den Grafen Johann Ludwig von Kobenzl, und besitzt die Herrschaft noch.

Die Herrschaft hat in ihrem Umfang noch itzt drey einzelne Schäfereyen: Prusinek unfern von Napagedl gegen Süden, Buniow zwischen Ottrokowitz, und Tetschowitz, und Skalka, nordwestlich von Buniow gelegen, an deren Stelle vormals Dorfer standen, die längst öde geworden sind.  Das alte Schloss der Herren von Krawarz , und v. Zahradeczky stand auf einer Insel des Marchflusses, welche noch itzt Kapla heißt, aber mit Häuseln bebauet ist. Man findet dort noch Anzeigen von Gewölbern und Kellern, auch jenseits des Hauptrinnfals des Marchflusses, von Gräben und Wallen. Im Jahr 1742 wurde in diesem Markte ein hier gelegenes Preußisches Kommando angegriffen, und während dem Gefechte entstand eine Feuersbrunst. Im J. 1772 Weinmonats brannte der ganze Ort samt dem Schlosse ab. Im J. 1603 bestätigte Kaiser Rudolph II. dem Markte Napagedl die Privilegien, welche demselben im J. 1421 vom Kaiser Sigmund, im J. 1457 vom König Ladislaus, im J. 1496 vom König Wladislaw, und zu unterschiedlichen Zeiten von seinen Grundherren, den Herren von Zahradek, und von Zierotin ertheilet waren.  Auf der Herrschaft, bey dem Hof Skalka, wird harter grauer Marmor gebrochen, der aber itzt nur zum Kalkbrennen neu gebraucht wird; und im Gebirge des Dorfes Jankowitz hart an der Kwassitzer Grenze ist ein schwer Bruch von Sandsteinen vorhanden, auswelchen, und dem unfern davon liegenden Kwassitzer Bruche, beinahe die ganze Gegend mit steinernen Treppen, Thür und Fenster Futtern versehen wird. Napagedl ist im hradischer Kreis nördlich der letzte Ort, wo noch ordentlicher Weinbau bestehet, und auch deswegen bemerkungswerth, das es der Grenzort zwischen den Hanaken und Slowaken ist. Im Ort Napagedl ist noch durchaus die Hanakische Tracht; südwerts in Spitinau , Topolna , und Halenkowitz aber, ist schon kein Hanak mehr zu sehen.